Nach langer Zeit ist in der Trebbuser Mevlevihane wieder die Möglichkeit der traditionellen, „Tschile“ gegeben. Unter der Leitung von Scheich Abdullah Halis Dornbrach ist die innere Arbeit in der Tradition des auf Maulana M. Dschelaleddin [qs] zurückgehenden Mevlevî-Weges möglich.
Die Tschile dauert in der Regel 1001 Tag, sie kann aber auch, je nach Begabung des Schülers, vom Scheich abgekürzt werden. In der Ausbildung bekommt der Schüler umfassende Kenntnisse in den islamischen Wissenschaften, weiterhin erhält er auch eine sprachliche Ausbildung die gegebenfalls Arabisch, Persisch und Osmanisch umfasst.
Daneben werden die Werke Mevlânâ’s [k.s.] studiert und die zum Weg gehörenden Meditationen und Übungen erlernt. Wir dürfen dabei nicht vergessen, dass in alten Zeiten jemand nur zum Mevlevî-Weg zugelassen wurde, wenn er eine Ausbildung an einer Medresse („islamische Hochschule“) vorweisen konnte.
Das Wort Tschile ist eine Abwandlung des persischen Zahlwortes „tschehel“, vierzig. Es entspricht dem arabischen Wort für vierzig „arba’ain“; beide Termini bezeichnen eine 40-tägige Zeit der Zurückgezogenheit der Derwische, Hulwet genannt.
Bei den Mevlevî s dauert die Tschile 1001 Tag, 33 Monate. In dieser Zeit wird dem als Nevniyaz bezeichneten Schüler die traditionelle Ausbildung der Mevlevî-Derwische vermittelt. Die Zahl 1001 ergibt sich aus dem Ebdsched-Wert des arabisch/osmanischen Wortes “ رِضَا rizâ“. Rizâ bedeutet in diesem Zusammenhang der Zustand der inneren Zufriedenheit des Schülers gegenüber allem, was ihm auf dem Wege widerfährt.
Der Schüler geht den Weg auf der Basis der Freiwilligkeit und des eigenen Wollens. So hat der Schüler jederzeit die Möglichkeit die Tschile (ab)zubrechen (türk. Çileyi kırmak), auch kann der Scheich, wenn es ihm notwendig erscheint, die Tschile beenden.
Es liegt auch im Ermessen des Scheichs, die Tschile abzukürzen, wenn der Schüler sehr begabt und gelehrig ist.
Während der Tschile muss der Schüler, wenn er die Mevlevîhâne zu einem bestimmten Zweck verlassen darf, vor Sonnenuntergang zurückgekehrt sein. Bleibt er nach Sonnenuntergang außerhalb der Mevlevîhâne, so gilt die Tschile als „gebrochen“ und er muß sie von neuem beginnen. Die Dauer der bis dahin vergangenen Zeit ist dabei bedeutungslos.